Ständig hört und liest man, was man auf keinen Fall verpassen darf. Tu dies, tu das, fahr dort hin und sieh dir das an. Generell ist es ja super, sich Inspiration zu holen. Reiseführer beschreiben aber doch meist alles sehr blumig. Oder habt ihr in einem Lonely Planet schon mal gelesen: „Diese Sehenswürdigkeit ist total kacke!“ Natürlich nicht!
Gerade in einem so großen Land wie Tansania, ist es schwer, sich für bestimmte Orte zu entscheiden. Da nimmst du zwölf Stunden Fahrt auf dich, um einen bestimmten Fleck Erde zu Gesicht zu bekommen und wirst total enttäuscht. Um das zu vermeiden, hab ich dir meine Anti-Top-4 zusammen getragen. Geschmäcker sind verschieden, also gebe ich keine Garantie darauf. Sicher ist für den ein oder anderen eines meiner Don’t-go-there-Ziele ein wunderschöner Ort und ein Must-See, andere wiederum stimmen mir sicher komplett zu.
1. Dodoma
Was für eine beschissene Stadt! Ich hab mehr als ein halbes Jahr in Tansania gewohnt und dachte mir daher: „Du musst auf jeden Fall einmal in die Hauptstadt!“ Klar habe ich davor schon gehört, dass es nicht das Nonplusultra ist. Aber so kacke? Auch wenn Dodoma die offizielle Hauptstadt ist, befindet sich der Regierungssitz Tansanias in Dar es Salaam. Meine Reiseführer haben Dodoma immerhin als ein Highlight Zentral-Tansanias betitelt und ganze acht Sehenswürdigkeiten aufgelistet. Von wegen!
Wir sind spät abends dort angekommen, parkten das Auto und sind dann los, um uns nach einem Happen zu essen umzusehen. Es war super gruselig. Alle haben uns angestarrt – und das nicht auf die nette interessierte Weise, sondern auf die was-macht-ihr-hier / verpisst-euch-wieder Weise. Die Straßen waren wie leer gefegt. Ich habe nur noch auf den Steppenläufer gewartet, der an uns vorbei fliegt. Wir haben nicht einmal ein Restaurant gefunden, das geöffnet hatte und sind daher in ein Hotel gegangen. Das Essen war zwar gut, aber das machts auch nicht wett. Wir sind am nächsten Tag direkt wieder abgehauen und wollen auch sicher nicht noch einmal zurück.
2. Ngorongoro Conservation Area
Und ACHTUNG! Ich rede NICHT vom Krater. Der soll nämlich großartig sein. Kostet allerdings auch ein Vermögen. Eintritt in die Ngorongoro Conservation Area (NCA) sind 50 €. Der Krater kostet dann nochmal 200 € pro Fahrzeug obendrauf. Und da habt ihr noch keinen Fahrer oder Guide dabei. Wir als arme Studenten und Backpacker mit kleinem Budget dachten uns, wir lassen den Krater aus und fahren nur durch die NCA für 50 €. Super bescheuerte Idee! Wir haben außer Affen und vereinzelt ein paar Zebras so gut wie nichts außer Einöde gesehen. Die Tiere sammeln sich alle unten im Krater und oben geht so rein gar nichts ab. Achja, und alle naselang triffst du Maasai-Kinder, die dir das Geld aus der Tasche ziehen wollen. Versteh mich nicht falsch, klar ist die Landschaft toll! Ein paar Kilometer weiter ist aber die Serengeti und die hat bei weitem mehr zu bieten. Die 50 € hinzublättern für einen netten Ausblick war eindeutig zu viel. Also: wenn schon, denn schon! Zahl die ganze Kohle und erkunde den Krater, oder lass es gleich bleiben.
3. Bagamoyo
Ein guter Freund von mir, Dale, lebt und arbeitet schon seit vierzehn Jahren in Dar es Salaam. Als ich ihm eines Tages sagte, dass ich am Wochenende nach Bagamoyo fahren würde sagte er: „Why would you do that?“ Auf meine Antwort „Why not?“ kam nur ein Kopfschütteln und die Aussage: „Because it’s a shithole!“ Davon wollte ich mich natürlich selbst überzeugen, vor allem, weil es so einige gibt, die von Bagamoyo schwärmen.
Als shithole würde ich es jetzt nicht gerade beschreiben, aber besonders spannend fand ich es auch nicht. Ich war im Museum, hab mir die ganzen alten, deutschen Gebäude angeschaut, bin am Strand entlang gewandert und hab abends mit ein paar Expats Cocktails geschlürft. Aber so richtig umgehauen hat mich nichts davon. Ich fand es ganz einfach langweilig. Der Strand ist leer und nicht besonders schön, die Denkmäler sind alte Gebäude und sonst nichts und die Leute sind mir ehrlich gesagt einen Tick zu alternativ. Wenn du kein Yoga machst oder Künstler bist, bist du mega out und erntest nur schräge Blicke. Solltest du zufällig dort vorbei kommen, wird dich dein Aufenthalt dort nicht umbringen, aber extra hinfahren würde ich nicht noch einmal. Wie bereits erwähnt, sind Geschmäcker verschieden und wie ein Ort wahrgenommen wird ist immer subjektiv. Sophie von 100yearsofsummer zum Beispiel, hat eine wunderschöne Liebeserklärung an Bagamoyo geschrieben. Vielleicht liebst du es dort genauso sehr wie sie, bezeichnest es wie mein Freund Dale als shithole, oder findest es ganz einfach schnarchlangweilig, so wie ich. Man weiß nie!
4. Moshi
Die Stadt am Fuße des Kilimandscharo ist ein Hotspot Tansanias. Tausende von Reisenden kommen jedes Jahr hier her, um den weltberühmten Berg – das Dach Afrikas – zu erklimmen. Moshi ist der Ausgangspunkt für Wanderer und Bergsteiger am Kilimandscharo. Und das wars dann auch schon!
Einen etwas ausführlicheren Bericht über meinen Aufenthalt in Moshi kannst du hier lesen. Hast du nicht vor, den Kilimandscharo zu besteigen und willst nur nach Moshi, um ihn mal zu sehen? Lass es bleiben. Mit großer Wahrscheinlichkeit kriegst du ihn eh nicht zu Gesicht. Wenn doch, bist du die 1,5 Minuten, in denen sich die Wolkendecke lichtet, ja doch nur mit Fotos machen beschäftigt. Kauf dir eine Postkarte, oder schau dir Bilder bei Google an – das ist so ungefähr das selbe Feeling. Und mal ganz nebenbei gesagt: so toll ist der Berg nun auch wieder nicht. Eigentlich sieht er ziemlich langweilig aus. Der Tafelberg ist beeindruckend, die Alpen sind massiv, der Kili aber .. naja.
Wenn du allerdings rauf willst, dann go for it! Beim Aufstieg werden höhenbedingt sechs verschiedene Vegetationszonen durchschritten. Von Tropen bis zum Gletscher ist alles dabei. Und jeder einigermaßen sportlich Ambitionierte kriegt das angeblich hin. Dort oben am Uhuru Peak zu stehen, über den Wolken, muss ein einzigartiges Gefühl sein. Moshi allerdings – eher ein Reinfall!