Trau dich!

Den Traum vom Reisen zu verwirklichen ist nicht leicht. Egal ob es um die Weltreise oder nur um den Wochenendtrip in den Schwarzwald geht. Wir verschieben generell immer alles auf später.

„Ich hab aber grad gar kein Geld.“, „Erstmal muss ich noch den Schal fertig stricken.“, „Aber dann verpass ich das alljährliche Feuerwehrfest in Hinterdupfing.“, „Jonas/Lisa hat mich aber letztes Wochenende so süß angelächelt. Vielleicht geht da ja doch noch was.“ Bullshit!


 

Geld brauchst du nicht so viel, wie du denkst, einen Schal am Strand erst recht nicht, das blöde Feuerwehrfest wird wie jedes Jahr kacke und Jonas und Lisa scheißen auf dich – sonst wäret ihr schon lange ein Paar. Hör auf, nach Ausreden zu suchen! Pack den Rucksack und los geht’s!

Ich verstehe ja, dass du unsicher bist und Schiss hast vor dem Unbekannten. Schiss, überfallen zu werden, einsam zu sein oder zuhause etwas zu verpassen. Aber mal ehrlich. Hast du schon einmal jemanden sagen gehört: „Boah, meine Weltreise war so kacke.“ oder „Ich bereue es total, dass ich damals nach Südamerika geflogen bin.“ Sicher nicht! Keine Sau sagt das!

Mein absoluter Nr. 1 Ich-kriegs-kotzen-Satz ist: „Ja, aber …“

Hör auf, Probleme zu finden – such nach Lösungen. Und es gibt für alles eine Lösung. Das ist nicht nur ein dummer Spruch, sondern die Wahrheit. Und die meisten deiner Ängste und Befürchtungen sind unbegründet.

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Schaff ich das alles so ganz alleine?

Klar schaffst du das! Guck doch mal, wie viele Leute das schon vor dir geschafft haben. Hab etwas Selbstvertrauen!

Die meisten denken immer Offenheit und Extroversion wären wichtig beim Reisen. Das kommt aber ganz darauf an, was für ein Typ du bist. Bist du eher ruhig, introvertiert und legst keinen Wert auf Dauer-Gesellschaft? Dann sei eben nicht offen. Auch kein Problem! Willst du gerne dazu gehören, mit den vermeintlich coolen Typen an der Bar abhängen und feiern gehen, traust dich aber nicht so richtig auf Leute zuzugehen? Mach dir bloß keine Sorgen. Setz dich an die Hostel-Bar, bestell ein Bier und ich wette mit dir, dass du 10 Minuten später schon mitten in einem Gespräch steckst.

Was musst du sonst noch mitbringen? Fitness? Nö, nicht unbedingt. Klar ist es besser, wenn du nicht schon nach zwei Treppenstufen außer Atem bist. Die meisten schönen Aussichten muss man sich halt doch erarbeiten. Aber erstens kannst du auch einfach etwas langsamer machen. Wo Sportfreaks in einer Stunde hochlaufen, brauchst du dann eben vier. Na und? Das Ergebnis ist das selbe. Und zweitens musst du auch nicht alles mitmachen. Auf den Tafelberg kommst du auch mit der Seilbahn. „Aber die Aussicht muss man sich doch erarbeiten!“ Wieso denn? Du siehst da oben genau das selbe, wie alle anderen auch.

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Werde ich zuhause etwas verpassen?

Klar verpasst du was: den 30. Geburtstag deines besten Kumpels, das Festival, auf das du sonst immer gegangen bist, die intensive aber gescheiterte Affäre, die deine beste Freundin mit diesem Tinder-Typen hatte, usw. Das macht aber nichts! Im Endeffekt war die Geburtstagsparty ein Reinfall, das Festival ist auch nächstes Jahr wieder und deine Freundin wird noch viele Liebesgeschichten dieser Art haben.

Jedes mal, wenn ich von einer langen Reise zurück kam, fragte ich meine Freunde: „Und? Was is so passiert, während ich weg war.“ Und die Antwort ist immer: nichts. Vielleicht hat Daniela sich von Andreas getrennt, Sabine hatte was mit Manuel und Tanja hat sich mal wieder schamlos an Fabian rangeschmissen. Das ist aber nur für zwei Tage Gesprächsthema. Danach ist es uninteressant und nicht live dabei gewesen zu sein verändert nun wirklich nicht dein Leben. Die Reise allerdings tut es mit Sicherheit!

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Was ist, wenn ich überfallen oder beklaut werde?

Was soll dann sein? Davor ist auch der erfahrendste Backpacker nicht sicher. Da bist du zur falschen Zeit am falschen Ort und schwups ist deine Kamera weg. Du denkst einmal nicht nach und schwups wurde dir der Schlafsack geklaut. Mit dem Kopf bist du sonst wo, nur nicht im Hier und Jetzt und schwups ist deine Kreditkarte weg. All das ist entweder mir, oder Leuten, mit denen ich unterwegs war passiert. Wir sind alle noch am Leben und die Erlebnisse haben keinen von uns umgebracht. Shit happens!

Ich bin viel durch Afrika gereist. Und das als Frau alleine! Die erste Frage, die ich immer gestellt bekomme ist: „Ist das nicht gefährlich?“ Naja klar ist es irgendwie gefährlich. Dann ist es aber auch in Berlin-Wedding, Frankfurt-Bahnhofsviertel und München-Hasenbergl gefährlich. Wenn du nachts alleine durch dunkle Gassen oder an einsamen Stränden herum läufst, bepackt mit iPhone, Kamera und 200 € Bargeld, musst du dich nicht wundern, wenn das jemand ausnutzt. Sei vernünftig! Denk nach bevor du handelst (sollte ich viel öfter machen!). Begib dich nicht unnötig in fragwürdige Situationen. Schalt einfach dein Hirn ein! Mit gesundem Menschenverstand ist man immer auf der sicheren Seite. Und wenn doch mal was passiert – blöd gelaufen. What doesn’t kill you makes you stronger!

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Werde ich mich einsam fühlen und heimweh haben?

Auch das kann dir leider passieren. Sollte dir das Reisen gar keinen Spaß mehr machen und du fürchterliches Heimweh bekommen, dann denk ernsthaft darüber nach, deinen Trip abzubrechen. Sich einzugestehen, dass Backpacken nichts für einen ist, ist keine Schande, sondern mutig. 

Generell würde ich aber sagen, dass du dich kaum einsam fühlen wirst. Suche dir Hostels als Unterkunft aus, schlafe in Dorms (Schlafsälen) und halte dich in den Gemeinschaftsräumen auf. Sei aufgeschlossen und versuch andere anzusprechen. Das ist gar nicht mal so schwer, wie du jetzt vielleicht denkst. Die meisten Menschen haben genau die selben Ängste und Bedürfnisse wie du. Sie wollen nicht alleine zu Abend essen, nicht alleine den Tag verbringen und freuen sich über Gesellschaft. Genau so wie du!

Heimweh hatte ich nur ein einziges mal. Bei meiner zweiten Reise durch Südafrika habe ich zwei Briten kennen gelernt, mit denen ich vier Wochen zusammen unterwegs war. Der Rückflug der Jungs ging zwei Wochen früher als meiner. Als ich mich in Kapstadt von ihnen verabschieden musste, war ich am Boden zerstört. Wir hatten jeden Tag miteinander verbracht, im selben Zimmer geschlafen und so viel gemeinsam erlebt. Ich blieb den ganzen Tag im Zimmer und hab geheult wie ein Schlosshund. Ich wollte einfach nur heim. Statt die letzten zwei Wochen trauernd in Kapstadt zu verbringen, bin ich kurzerhand zurück nach Port Elizabeth gefahren und habe mich dort mit alten Freunden getroffen. Und schon war das Heimweh vergessen. Abschiede sind schwer. Und manchmal wirst du denken, dass du lieber nach Hause willst. Steh das durch! Meistens geht es dir schnell wieder besser.

2014-09-10 17.28.28


 

Schieb alle Bedenken beiseite. Hör damit auf, deine Träume und Pläne auf ein vermeintliches „später“ zu verschieben, dass ja dann doch nicht existiert. TRAU DICH! Geh da raus! Entdecke die Welt! Schwimm in den sieben Weltmeeren. Erklimme die 7.000er Berge. Versinke in der Unterwasserwelt. Spring aus einem Flugzeug. Finde Freundschaften fürs Leben und vielleicht sogar die große Liebe. Geh Risiken ein. Öffne dich.  Leb!