Meine gute Freundin Jolene ist in Neuseeland geboren, in Südafrika aufgewachsen und lebt nun in Tansania. Wie jeden Abend saßen wir gemeinsam an der Bar des Kipepeo Beach und philosophierten über Gott und die Welt. Sie erzählte mir, wie sie ein Jahr lang in Iringa gelebt hatte und kam aus dem Schwärmen gar nicht mehr heraus. Dauernd sagte sie: „And especially you as a German – you’ll LOVE it there!“ Wenn Jolene das sagt, dann ist das auch so! Also machte ich mich auf den Weg nach Iringa. Und sie sollte Recht behalten!
1. Das Klima
Klar lieben wir alle Sommer und Sonne, aber mal ehrlich: Wir sind nicht dafür gemacht, bei fast 40 Grad unseren täglichen Aufgaben nachzugehen. Iringa befindet sich auf 1.600 Metern Höhe und ist daher verhältnismäßig kühl. Das Städtchen liegt über dem Little Ruaha und die Gebirgsstimmung ist – vor allem für jemanden, der (wie ich) in der Nähe der Berge ausgewachsen ist – ein Genuss. Außerdem ist hier nicht alles staubig und trocken. Bäume, Sträucher und grüne Täler soweit das Auge reicht. Du atmest endlich wieder reine Luft und riechst etwas anderes als Autoabgase.
2. Das Essen
Wenn ich daran denke, läuft mir immer noch das Wasser im Mund zusammen. Das Essen war solch eine Wohltat. Monatelang gab es fast ausschließlich Huhn, Pommes, Reis und Bohnen. In Iringa hingegen wissen die Leute, wie man kocht. Die Deutschen erbauten es vor rund 115 Jahren als Bastion gegen die Hehe und die Esskultur ist immer noch von Bedeutung. In all den Cafés und Restaurants bekommst du frische und gesunde Gerichte. Im Hasty Tasty Too gibt es neben Joghurts und Shakes auch Sandwiches-to-go. Die Hauptgerichte sind alle super lecker und das echt zu vernünftigen Preisen. Das Neema Crafts Centre Café bietet Kaffee und Tee aus der Region sowie selbstgemachte Kuchen und Gebäck. Außerdem musst du unbedingt eine ihrer Lasagnen probieren – ein Traum! Überall gibt es Käse, Brot, frische Salate und Kaffee: all die Dinge, die du sicher auf einer Reise durch Tansania vermissen wirst. Wir wären alleine wegen des Essens gerne länger geblieben und haben echt reingehauen in den paar Tagen.
3. Die Leute
Informiert man sich über Freiwilligenarbeit in Tansania, stolpert man immer wieder über Iringa. Auch meine Freundin Jolene kam damals als Volunteer hier her. Das Amani Orphans Home Mbigili beschäftigt viele Freiwillige, es gibt etliche Entwicklungsprojekte und Organisationen zur Aufklärung und Bekämpfung von HIV-Infizierungen. Außerdem befinden sich zwei Universitäten in dem Städtchen. Das bedeutet vor allem, dass du an jeder Ecke einen Auswanderer / Teilzeit-Tansanier triffst. Von dem Deutschen, der hier sein Freiwilliges Soziales Jahr macht, über die Belgierin, die an der Uni forscht, bis zu dem Amerikaner, dem es halt einfach hier gefällt. Jeder hat etwas zu erzählen! Und das macht es gerade so interessant! Eine Rundreise durch Ostafrika kann manchmal einsam werden. Viele Orte sind nunmal nicht sonderlich touristisch. Da freut man sich mal wieder Gleichgesinnte zu treffen. Geh abends ins Shooters, um Leute kennen zu lernen, ins Twisters zum Feiern und in den VIP Club zur After-Party.
4. Das Engagement
Ich sag nur NEEMA CRAFTS – eine der beeindruckendsten Einrichtungen, die ich je gesehen hab. Das Centre wurde 2003 gegründet, um Arbeitsplätze für Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen zu schaffen. Und Neema Crafts ist alles: ein Café, eine Werkstatt, ein Shop und ein Hostel. Im Erdgeschoss befindet sich die Werkstatt, durch die du auch eine Führung machen kannst. Es wird genäht, getöpfert, geschneidert, gebastelt und gemalt. Direkt nebenan kannst du die Kunsthandwerke dann kaufen. Und die Sachen sind wirklich schön und detailreich verarbeitet. Im Obergeschoss befindet sich das Hostel und das Café (von dem ich vorher schon geschrieben habe). Das Interessante hier ist, dass du ausschließlich von Gehörlosen bedient wirst. Um deine Bestellung aufzugeben, schreibst du sie einfach auf ein Stück Papier. Während du auf dein Essen wartest, kannst du dir Grundkenntnisse in Gebärdensprache aneignen – die findest du ganz einfach in der Speisekarte. Ich fand es einfach großartig dort. Die Atmosphäre ist einzigartig und bestimmt von Freundlichkeit und Respekt. Es ist sehr schwer zu beschreiben, aber ich bin sicher wenn du erst einmal dort warst, wirst du mich verstehen.
Iringa ist so ganz anders als der Rest Tansanias. Ich habe nicht eine Person kennen gelernt, der es dort NICHT gefallen hat. Bist du also auf einer Rundreise, solltest du dieses tolle Städtchen auf keinen Fall auslassen.
Jambo! Du schreibst sehr interessante Sachen über Tansania. Aber soll ich wirklich glauben, dass man in jeden Nationalpark ohne einen örtlichen Guide kommt? Das habe ich im Bericht über „Autokauf in Tansania“ gelesen. Siku njema Rosi
Mambo Roswitha!
Ob du mir das glaubst, musst du selbst entscheiden. Ich war in der Serengeti, Ngoro Ngoro und Ruaha ohne Guide unterwegs. Am Gate sind jeweils Preise für Selbstfahrer oder Tourgruppen angegeben.
Liebe Grüße
Miriam