Der erste Blick auf das Grinsen eines Tigerhais ist gruselig und aufregend zugleich. Die Teile sind echt groß! Und das Maul erst! Tauchen mit Tigerhaien ist ein einmaliges Erlebnis und die Tiere sind klar erstmal ein bisschen furchteinflößend. Wenn du ihnen dann erstmal ein paar Minuten beim Fressen zugeschaut hast, merkst du aber schnell, dass sie sich so gar nicht für uns Taucher interessieren, dein Herzschlag fährt wieder runter und du kannst dieses großartige Spektakel genießen.
Tigerhai Fakten
- Tigerhaie sind sehr große Tiere und normalerweise 3 m bis 4,5 m lang.
- Ihren Namen haben sie von den tigerartigen, schwarzen Streifen, die ihren Körper bedecken. Je älter ein Tigerhai wird, desto mehr verblasst dieses hübsche Muster.
- Tigerhaie verbringen die meiste Zeit im tiefen Wasser und kommen nur nach oben, wenn sie nach Nahrung suchen.
- Der Tigerhai ist ein Allesfresser und hauptsächlich stehen Delfine, Fische, Schildkröten, Seevögel etc. auf dem Speiseplan.
- Nicht selten findet man allen möglichen Müll in ihren Mägen – man nennt sie auch The Garbage Can of the Sea.
- Tigerhaie sind die zweitgefährlichste Haiart auf der Erde. Zum Glück sind Begegnungen mit Menschen selten.
Obwohl Tigerhaie einen schlechten Ruf haben, sind sie eigentlich ganz gutmütige Kreaturen. Vor allem aber sind sie faul und langsam. Tigerhaie suchen sich immer die leichteste Beute. Deswegen funktioniert das Anködern so gut. Doch sogar in einer künstlich erschaffenen Fresssituation, mit drei Tonnen voll totem Fisch im Wasser, haben diese ach so gefährlichen Haie immer noch keinen Bock auf Menschenfleisch. Klar gibt es bestimmte Verhaltensregeln, an die du dich halten musst, um das potentielle Risiko so gering wie nur möglich zu halten. Haie sind nunmal Raubtiere und Raubtiere sind immer unberechenbar.
Die Vorbereitung
Bevor das Boot losfährt, bekommst du ein detailliertes Briefing zu Tigerhaien im Allgemeinen und diesem Tauchgang im Besonderen. Der Guide erklärt dir genau, auf was du dich einstellen musst und wie du dich verhalten sollst. Jeder Taucher wird mit einer Metallstange ausgestattet, die zur Kennzeichnung des eigenen Territoriums dient. Wenn dir eines der Tiere also zu nahe kommt, stellst du diese Stange einfach vor dir auf und der Hai macht dann wohl Platz. Bei uns ist es auf keinem der zwei Tauchgänge soweit gekommen.
Das Tauchgebiet ist im Hafen von Fuvahmulah und die Bootsfahrt dauert damit nur eine Minute. Dort angekommen, werden die Tigerhaie mit totem Fisch angeködert. Fuvahmulahs Fischer fahren jeden morgen zum Angeln raus aufs Meer und die Tauchschule bekommt die Überreste vom Fischfang. Das ist manchmal mehr und manchmal weniger. Wenn nicht ausreichend frischer Fisch zur Verfügung steht, wird gefrorener benutzt. Die Jungs schmeißen zuerst ein paar einzelne Fische ins Wasser und kippen nach einer Weile dann die ganze Tonne über Bord.
Jetzt ist Warten angesagt. Erst wenn mindestens ein Tigerhai gespottet wurde gibt der Guide das Go und du kannst dich fertig machen. Equipment Check, Buddy Check, Metallstangen Check und los gehts!
Der Tauchgang
Auf das Kommando des Dive Guides springst du ins Wasser. Ein negativer Einstieg ist hier von Vorteil, da ihr so schnell wie möglich am Riff ankommen wollt. Haie greifen von unten an, also wollt ihr so wenig Blau wie möglich unter euch haben. Nach ein paar Metern bekommst du auch schon das Zeichen, dich hinzuknien. Wir hatten bei beiden Tauchgängen ein Minimum von drei Guides mit uns. Die positionieren sich um dich herum und haben damit das ganze Gebiet im Blick. So kannst du dich entspannen und musst dir keine Gedanken darüber machen, was hinter dir los ist.
Der Spot liegt auf seichten 7 Metern, also ist deine Dekompressionszeit zu vernachlässigen. Fuvahmulah liegt mitten im Ozean und daher gibt es ordentlich Wellen und Brandung. Die spürst du hier auch unter Wasser. Das kann erstmal ziemlich anstrengend sein, weil du wie verrückt hin und her geschleudert wirst. Nach einer Weile gewöhnt man sich aber daran. Jetzt musst du nur noch gucken und staunen.
Nach 45 Minuten gibt der Guide dann das Zeichen zum Aufsteigen und ihr macht euch wieder auf den Weg zurück über das Riff. Schon alleine das wäre einen Tauchgang wert! Wir haben Geistermuränen, Schildkröten, Plattfische, Baby-Kofferfische und vieles mehr hier entdeckt.
Ist das Anködern denn ökologisch vertretbar?
Der Haitourismus ist am boomen. Überall auf der Welt findet man Veranstalter, die Aktivitäten anbieten, bei denen wir Haie hautnah erleben können. Für die Taucher zählt nur das Erlebnis und für die Veranstalter nur das Geld. Aber was ist mit den Tieren?
Es gibt zwei verschiedene Arten des Haiourismus´. Es gibt so genannte regionale Begegnungen, was im Prinzip natürliche Versammlungen von Haien sind. Hier musst du nur zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein. Dazu gehören die Walhaie vor Mosambik, die Grauen Riffhaie vor Palau oder der Sardine Run vor der Küste Südafrikas. Dies sind alles Naturereignisse und finden ohne menschliches Zutun statt.
Dann gibt es aber eben auch die Futterbegegnungen. Hier werden Haie angeködert und der zahlende Kunde taucht dann mitten in diesen wilden, hungrigen Hai-Haufen ab. Das birgt logischerweise Risiken.
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- Futter im Wasser: Nichts verändert das Verhalten eines Hais so sehr wie Futter im Wasser oder der Geruch davon. Aus ansonsten scheuen Räubern werden aufdringliche Fische.
- Konditionierung: Regelmäßige Begegnungen mit Menschen verändern das Verhalten der Tiere. Sie kommen viel näher als normalerweise.
- Konkurrenz: Ein Hai im Wasser ist zu kontrollieren, mehrere Haie schaukeln sich in ihrem Verhalten auf. Sie konkurrieren um das Futter und betrachten oft auch den Menschen als Futterkonkurrenten. Die Taucher werden angestupst, geboxt oder gestreift. Kommt dazu jetzt noch falsches Verhalten des Tauchers hinzu, dann wird ein Biss immer wahrscheinlicher. Verantwortungsvolle Veranstalter erkennt man daran, wie die Taucher gebrieft werden, wie viele Sicherungstaucher dabei sind und vor allem, ob offen oder geschlossen geködert wird. Geschlossenes Ködern bedeutet, dass nur der Geruch von Futter die Haie anlockt. Im Gegensatz dazu arbeitet das offene Ködern mit Fischstücken. Alle Erfahrung zeigt, dass diese Köderart das höchste Risiko birgt!
Um diese Risiken so gering wie möglich zu halten gibt es ein paar Dinge auf die du achten solltest, wenn du einen dieser Tauchgänge buchst.
- Es sollte ein ausführliches Verhaltens- und Sicherheitsbriefing geben, das neben sämtlichen tauchgangsrelevanten Fakten auch das „typische“ Verhalten und Beutespektrum der vorkommenden Haiarten sowie einen Notfallplan enthält (Fuvahmulah Dive School: Ja! Der Guide Shaheed hat uns mehr als ausführlich über alles was passieren kann gebrieft.)
- Verzicht auf offenes Anfüttern / kein offenes Futter im Wasser (Fuvahmulah Dive School: Nein! Der Tauchgang findet mit offener Anfütterung statt)
- Ein Sicherheitstaucher pro zwei Touristen, ausgerüstet zumindest mit einem Shark-Distance-Stab (Fuvahmulah Dive School: Ja! Wir waren zwei Taucher und hatten drei Guides dabei.)
- Die Tauchgangsvorbereitung sollte durch eine orts- und haikundige Person durchgeführt werden. Stelle Fragen, um das Wissen zu testen (Fuvahmulah Dive School: Ja! Die Guides in der Tauchschule wurden alle von einem Haiexperten aus der Karibik trainiert und unterrichtet.)
Quelle: TAUCHEN
Fazit
Das Thema Haifütterungen ist umstritten und jeder hat seine eigene Meinung dazu.
Die einen sehen es als perfekte PR und eine Win-Win-Situation für Hai und Mensch. Es fließt ein Haufen Kohle dabei für den Anbieter, Taucher haben die Chance Haie hautnah zu erleben und das Wichtigste: die Haie werden geschützt, weil sie den Tauchbasen natürlich als wahre Geldesel dienen. Taucher posten Fotos und Videos von ihrem einmaligen Hai-Erlebnis und zeigen damit der ganzen Welt, dass Haie nicht die blutrünstigen Bestien sind, als welche sie dargestellt werden.
Für andere ist das ganze mit Vorsicht zu genießen. „Haifütterung kann das Verhalten der Tiere gegenüber den Menschen verändern und das kann zu Unfällen führen. Diese Unfälle wiederum gehen weltweit durch die Presse und schüren das Image des ‚Killerhais’. Dass die Gründe für diesen Unfall von den Tauchern oder unverantwortlichen Tourismusveranstaltern verursacht werden, interessiert die Presse nicht, und die breite Öffentlichkeit erfährt nur, dass wieder mal ein Hai ‚zugeschlagen’ hat.“ – Gerhard Wegner (Gründer und Präsident der Haischutzorganisation)
Klar sind manche Leute auch komplett dagegen. „Muss denn immer alles für uns Menschen zur Verfügung stehen? Haben wir es verlernt, die Natur auf natürliche Art und Weise zu genießen?“ – Jasmin Jaerisch (Meeresbiologin und Redakteurin bei TAUCHEN)
Gar nicht so einfach! Wie stehst du zu dem Thema?
Die Tauchschule – Fuvahmulah Dive School
Die Fuvahmulah Dive School gibt es seit 2017 und sie ist die einzige offizielle Tauchbasis auf der Insel. Vor 2017 wurde Fuvahmulah nur von Liveaboards angefahren. Alle Guides und Tauchlehrer haben einen Shark Specialty Kurs belegt, ein Shark Expert Zertifikat absolviert und ein Minimum von 500 Stunden Taucherfahrung mit den Haien. Das Tauchen mit Tigerhaien ist natürlich der Top-Seller, aber auch die anderen Dive Sites haben einiges zu bieten: Oceanic Mantas, Fuchshaie, Walhaie etc. Die Jungs im Shop sind alle super nett und aufmerksam. Ende Juni 2018 waren mein Freund und ich die zwei einzigen Gäste, und so konnten die Guides auf all unsere Wünsche direkt eingehen. Die Stimmung am Boot ist super und wir haben uns jederzeit sicher und willkommen gefühlt.
Die Insel – Fuvahmulah
Fuvahmulah – Fohmulah ausgesprochen – ist mit 5.13 km² und 12.380 Einwohnern die drittgrößte Insel der Malediven. Sie liegt in ihrem eigenen Atoll, welches das zweitnächste zum Äquator und das erste in der südlichen Hemisphäre ist. Fuvahmulah hat viele Besonderheiten, die es einzigartig machen. Die Landschaft ist unglaublich vielfältig. Neben den für die Malediven typischen weißen Sandstränden mit ihrem türkisblauen Wasser, findest du hier außerdem noch Kiesstrände, Feuchtgebiete, Sümpfe und Wälder und sogar zwei Süßwasserseen. Wie du siehst ist hier so einiges geboten. Nicht umsonst gilt Fuvahmulah als die schönste Insel der Malediven. Der Hauptgrund, warum es Reisende hierher verschlägt, ist ganz klar das Tauchen. Aufgrund der einzigartigen Lage – ein Felsen mitten im offenen Ozean – ist die Insel das ganze Jahr über von Tausenden pelagischer Meerestiere umgeben. Ein absolutes Highlight für jeden Taucher!
Hallo Mimi. Vielen Dank für diesen Bericht. Klasse geschrieben und sehr interessant. Ich bin mit meinem Mann am überlegen, ob wir genau diese Tauchbasis im September/Oktober für Tigerhai Tauchen besuchen sollen oder nicht. Kürzlich hat ein Bekannter viel Schlechtes über das Tigerhai Tauchen auf Fuhavmulah gehört und uns vermittelt. Wir sind hin und her gerissen ob wir unserem Wunsch, dort hin zu fahren bereuen würden (Sicherheit, Anfüttern, Professionalität, Insel) oder ob wir uns das nicht entgehen lassen sollten… Vielleicht auch nur 5-6 Tage dort und dann weiter auf Gan tauchen?
Hallo Susanne! Das Tauchen mit den Tigerhaien ist wirklich ein schwieriges Thema. Einerseits bin ich natürlich happy, dass ich es gemacht hab und die Haie sehen konnte, andererseits bin ich auch echt froh, dass ich es jetzt nicht nochmal machen muss. Die anderen Tauchspots um Fuvahmulah sind auch super schön.: Fuchshaie, Walhaie, Oceanic Mantas etc etc. Das werdet ihr bestimmt nicht bereuen! Ihr könnt euch ja auch vor Ort noch entscheiden. Vielleicht hilft es euch, mit den Locals und den Betreibern der Tauchschule zu reden. 🙂