Auch wenn es super schwer war, mich von Uganda loszureißen, war es dann doch an der Zeit die Grenze nach Ruanda zu überqueren. Ich habe mich von einem Motorrad zum Cyanika-Grenzübergang fahren lassen und bin dann einfach zu Fuß rüber gelaufen. Ganz so einfach war es dann wie immer doch nicht …
1. Fail: Auf der Seite des Auswärtigen Amts steht zwar, dass man sein Visum für Ruanda auch in Euro bezahlen kann – dem war aber nicht so. Einer der Grenzpolizisten hat mich dann zum Geldwechseln gebracht. Keine Stube, nur ein Typ. Der Kurs war natürlich super mies, aber es bleibt einem ja nichts anderes übrig.
2. Fail: Mit dem Visum in der Hand bin ich ungefähr 20 Meter weiter gekommen, bis ich schon wieder von Grenzpolizisten aufgehalten wurde, die meinen Rucksack durchsuchen wollten. „Kein Problem“ dachte ich: „Hab ja nichts illegales da drin.“ Tja, denkste! Der Besitz bzw. die Einfuhr von Plastiktüten ist in Ruanda verboten. Ich war absolut sprachlos, aber mal ehrlich: wie geil ist das denn? In all den afrikanischen Ländern in denen ich zuvor war, lagen Tonnen von Plastikmüll am Straßenrand. Ich war super neugierig, ob und in welchem Maß das Verbot hier in Ruanda durchgesetzt wird.
3. Fail: Direkt hinter dem Grenzübergang nahm ich ein matatu (Minibus) in den nächst größeren Ort: Musanze (Ruhengeri). Ich war die erste Person, die einstieg und fragte den Mann am Steuer nach dem Preis, gab ihm die geforderten 1.200 RFr und wartete. Das matatu füllte sich nach und nach und, dass der Mann den Bus verließ wunderte mich zunächst nicht. Erst als sich jemand anderes ans Steuer setzte und schließlich losfuhr begriff ich, dass ich gerade abgezogen wurde. Nach nicht einmal 10 Minuten verarscht zu werden ist nicht gerade eine Glanzleistung, aber naja. Shit happens!
4. Fail: In Musanze (Ruhengeri) stieg ich in einen großen Reisebus ein. Anders als im Rest von Ostafrika gibt es tatsächlich festgelegte Abfahrtszeiten und so ging es auch schon bald los. Der Fahrer (und auch der Rest der Menschen im Bus) konnte leider überhaupt kein Englisch, also habe ich versucht mit Französisch weiter zu kommen. Irgendwie müssen wir uns wohl missverstanden haben, denn der Fahrer hielt nach einer Weile und deutete mir, dass wir an meinem Ziel angekommen sind. Er hat mir noch mit dem Rucksack geholfen und alle haben sich ganz süß verabschiedet. Nach ca. 10 Minuten Fußweg wurde mir bewusst, dass ich auf keinen Fall in Gisenyi angekommen bin. Der Fahrer hatte mich an einer Teefabrik raus gelassen. Ich hab nicht die geringste Ahnung, wie wir so aneinander vorbei reden konnten. Ich musste jedenfalls ein moto (Motorrad-Taxi) für den Rest des Wegs nehmen.
Die folgenden zwei Tage verbrachte ich damit, am Lake Kivu zu faulenzen und mir Gisenyi anzuschauen, einen sehr netten kleinen Ort. Die Einwohner sind definitiv nicht an Europäer gewohnt und so habe ich mich ständig so gefühlt, als wäre ich die Hauptattraktion dort. Auf dem Markt haben alle versucht sich mit mir auf Kinyarwanda, Englisch, Französisch oder Kisuaheli zu unterhalten. Die Kinder auf den Straßen standen entweder wie versteinert da und starrten mich an oder kamen angelaufen um meine Haut anzufassen. Die Sache mit den Plastiktüten übrigens wird sehr ernst genommen. Ich habe nicht in einem einzigen Laden etwas anderes als Papiertüten bekommen. Hut ab, Ruanda!
5. Fail: Das „Hostel“ in dem ich mich einquartierte hieß Bethanie Investment Ltd und ist eine ehemalige presbyterianische Kirche. Ich bekam ein 10-Bett-Zimmer ganz für mich alleine. Da am zweiten Tag um 19.30 Uhr der Strom in ganz Gisenyi ausfiel, bin ich schon super früh ins Bett gegangen und hatte die seltsamste Nacht überhaupt. Um 21 Uhr kam eine etwa 50-jährige afrikanische Frau in mein Dorm. Sie hat sich allerdings nicht hingelegt, sondern saß die ganze Nacht auf einem Stuhl mit einer angeschalteten Taschenlampe in ihrer Hand. Zwischendurch hat sie immer mal wieder ein kleines Buch geöffnet und vor sich hingewispert. Um 23 Uhr hat sie dann das Zimmer verlassen, kam um 3 Uhr morgens wieder und setzte sich wieder auf ihren Stuhl. Ich habe keine Ahnung, ob sie überhaupt geschlafen hat und was es mit ihrem Verhalten auf sich hatte. Es war jedenfalls super gruselig und ich bin am nächsten Tag sofort nach Kigali aufgebrochen.